1912–1919
Umbruch in der Lebensmitte

»Wahrlich, keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt…
«

 

Hermann Hesse, 1917.
© Hermann Hesse-Editionsarchiv, Offenbach am Main


1912

Hesse zieht mit seiner Familie zurück in die Schweiz nach Bern. Hermann und Mia pflegen Freundschaften mit vielen Künstlern der Stadt.


1913

Veröffentlichung der Reiseeindrücke Aus Indien. Reise durch Oberitalien mit Othmar Schoeck und Fritz Widmann.
Die Ehe zwischen Mia und Hermann wird zunehmend schwieriger.


1914

Der Roman Roßhalde erscheint.
Im April unternimmt Hesse seine letzte längere Italienreise, die ihn noch einmal durch den Norden des Landes führt.
Bei Kriegsbeginn meldet er sich freiwillig zum Kriegsdienst in Deutschland, wird aber aus gesundheitlichen Gründen als untauglich zurückgestellt. Von der Realität des Krieges erschüttert, wandelt Hesse sich innerhalb weniger Wochen zum entschiedenen Kriegsgegner und Pazifisten. Im November 1914 erscheint sein erster Zeitungsaufruf gegen den Krieg, dem noch viele Artikel und Aufsätze folgen sollten.


1915–1919

Hesse wird der deutschen Gesandtschaft in Bern zugeteilt, wo er im Dienst der »Deutschen Gefangenenfürsorge« Kriegsgefangene in Frankreich, England, Russland und Italien mit Lektüre versorgt. Er ist Herausgeber mehrerer Gefangenenzeitschriften und gründet 1917 einen eigenen Verlag, in dem bis 1919 zweiundzwanzig von ihm redigierte Hefte veröffentlicht werden.


1915

Veröffentlichung mehrerer Erzählungen: Knulp, Am Weg, Schön ist die Jugend.


1916

Der Tod des Vaters und eine schwere Erkrankung seines jüngsten Sohnes führen zu einem Nervenzusammenbruch Hesses.

April bis September

Hesse unterzieht sich einer psychoanalytischen Behandlung und beginnt zu malen.


1917

Um seine von den deutschen Behörden genehmigte Fürsorgetätigkeit für die deutschen Kriegsgefangenen durch seine Kritik am Krieg nicht zu gefährden, beginnt Hesse, in Zeitschriften unter dem Pseudonym Emil Sinclair zu publizieren.


1918

Hermann und Mia beschliessen einvernehmlich, sich zu trennen. Kurze Zeit später erkrankt Mia an einem Nervenleiden.


1919

Anonyme Veröffentlichung der Flugschrift Zarathustras Wiederkehr. Ein Wort an die deutsche Jugend von einem Deutschen. Auflösung der Familie in Bern. Die Söhne werden bei Freunden oder in Heimen untergebracht. Hesse zieht in das Tessin. Seine Frau bleibt zunächst in einer Nervenheilanstalt. Später lebt sie von Hesse getrennt ebenfalls zeitweise im Tessin.
Im Juni erscheint der Roman Demian unter dem Pseudonym Emil Sinclair.


Hermann Hesse in Montagnola, 1919.
© Hermann Hesse-Editionsarchiv, Offenbach am Main