1877–1894
Kindheit und Jugend

»Schon in der Kindheit war es so: man bekam nichts geschenkt, man mußte jedes Glück bezahlen.«

 

Von links: Hermann, Vater Johannes, Schwester Marulla, Mutter Marie,
Schwester Adele und Bruder Hans. Calw 1889.
© Hermann Hesse-Editionsarchiv, Offenbach am Main


1877

Am 2. Juli wird Hermann Hesse in Calw an der Nagold/ Württemberg geboren. Sein Vater ist der aus Estland stammende Missionar Johannes Hesse (1847–1916), seine Mutter, Marie verw. Isenberg, geb. Gundert (1842–1902), ist die Tochter des württembergischen Indologen und Missionars Hermann Gundert. Aufgrund der Herkunft seines Vaters besitzt Hesse bei seiner Geburt die russische Staatsangehörigkeit.


Hermann Hesse im Alter von drei Jahren.
© Hermann Hesse-Editionsarchiv, Offenbach am Main

1881–1886

Die Familie Hesse zieht in die Schweiz nach Basel, wo der Vater an der »Basler Mission« unterrichtet. Hermann Hesse besucht hier die Grundschule. 1883 nimmt die gesamte Familie die Schweizer Staatsangehörigkeit an. Da Hermann den Erziehungszielen seiner Eltern Widerstand entgegensetzt, wird er von ihnen als Sechsjähriger für sechs Monate in das Knabenhaus der Missionsschule gegeben. Er sieht seine Familie nur am Sonntag.


1886

Die Familie Hesse lebt wieder in Calw.


1886–1890

Hesse besucht die Calwer Volksschule und das Reallyzeum (Calwer Lateinschule).


1890–1891

Der Vater beantragt für Hermann Hesse als einzigen in der Familie die deutsche bzw. württembergische Staatsangehörigkeit, um ihm den Abschluss des Landexamens zu ermöglichen. Besuch der Göppinger Lateinschule zur Vorbereitung auf das Landexamen.
Hesse wohnt nicht mehr bei seinen Eltern.


1891–1892

Hesse ist Seminarist im evangelischen Klosterseminar Maulbronn.


7. bis 8. März 1892

Flucht aus dem Kloster und Rückbringung durch die Polizei.


1892

10. Mai bis 22. Juni

Hesse wird im Heilinstitut für Patienten mit »seelischen Störungen« in Bad Boll untergebracht.

20. Juni

Missglückter Selbstmordversuch mit einem Revolver.

Juni bis September

Aufenthalt in der Nervenheilanstalt Stetten.

5. Oktober bis Anfang November

Hesse lebt erneut in der Basler Missionsschule.
Er wohnt wieder im Knabenhaus wie zuvor bereits als Sechsjähriger.


1892–1893

Hesse besucht das Gymnasium in Cannstatt.
Er beschliesst seine Schulausbildung mit dem Einjährig- Freiwilligen-Examen (Obersekundarreife).


1893

Im Oktober beginnt Hesse eine Buchhändlerlehre in Esslingen, die er bereits nach drei Tagen wieder abbricht.


1893–1894

Hesse lebt ohne feste Beschäftigung neun Monate bei seinen Eltern in Calw.

Hermann Hesse mit seinen Schwestern und Brüdern, 1893.
© Hermann Hesse-Editionsarchiv, Offenbach am Main